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19.6.2006 |
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zum 19.6.2006: nestor-Kompetenznetzwerk
Langzeitarchivierung am 19. Juni 2006 "Den Fortschritt bewahren - 3 Jahre nestor" Statements zum Pressegespräch Dr.
Monika Schidorowitz als Vertreterin der Ute
Schwens, Die Deutsche Bibliothek, Dr. Andrea Hänger, Bundesarchiv Koblenz Monika
Hagedorn-Saupe, Institut für Museumskunde - Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje, Fernuniversität Hagen
Dr. Monika Schidorowitz, BMBF Digitale Ressourcen wie elektronische Publikationen, aber auch Rohdaten gewinnen in Gesellschaft und Wissenschaft stetig an Bedeutung. An Bibliotheken, Archive und Museen stellt die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet neue Anforderungen hinsichtlich der dauerhaften Bewahrung und Zugänglichkeit dieser digitalen Objekte. Die Langzeitarchivierung digitaler Informationen im Interesse von Wissenschaft und Forschung ist eine komplexe Aufgabe von nationaler Bedeutung, die mit Hilfe innovativer Technik bewältigt werden muss. Durch nationale und internationale Zusammenarbeit wird damit auch ein Beitrag zur Sicherung des kulturellen Erbes auf digitaler Ebene geleistet. Die langfristige Verfügbarkeit digitaler Ressourcen ist ein wesentlicher Faktor für die Konkurrenzfähigkeit des Bildungs- und Wissenschaftssystems und damit auch der Wirtschaft in Deutschland. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit Juni 2003 ein Projekt zum Aufbau eines Kompetenznetzwerks digitaler Langzeitarchivierung. Für die erste Phase des Projekts "nestor" stellte das BMBF bisher ca. eine Million Euro bereit. Das Vorhaben widmet sich einer bisher ungelösten Aufgabe unserer Informationsgesellschaft: die langfristige Bewahrung und Bereitstellung digitaler Daten. Im Rahmen des Projekts wurde eine intensive Diskussion unter breiter Berücksichtigung aller relevanten Gruppen (Archive, Bibliotheken, Museen, Rechenzentren usw.) angestoßen, um einen nationalen Konsens zur Strategie und Organisation der digitalen Langzeitverfügbarkeit/-archivierung in Deutschland zu erzielen. Damit wird gleichzeitig ein Beitrag zu einer nachhaltigen Wissenschafts- und Forschungspolitik geleistet. Dr. Monika
Schidorowitz
Vor jetzt
exakt drei Jahren ist das Projekt nestor - Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung
und Langzeitverfügbarkeit digitaler Ressourcen mit Unterstützung
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gestartet. Neben Der Deutschen Bibliothek haben an dem Vorhaben als bibliothekarische Partner der Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität in Berlin, die Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen und die Bayerische Staatsbibliothek in München mitgewirkt. Aus dem Archivbereich waren vertreten die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns und das Bundesarchiv. Die deutsche Museumslandschaft war durch das Institut für Museumskunde der Staatlichen Museen zu Berlin in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz repräsentiert. Jetzt, am Ende dieser dreijährigen Projektphase, findet man eine viel beachtete und -genutzte Informationsplattform vor mit nahezu 50.000 Seitenzugriffen pro Monat (www.langzeitarchivierung.de), ein Newsletter ist etabliert. In dem Memorandum zur Langzeitverfügbarkeit digitaler Informationen in Deutschland' sind die Rahmenbedingungen für die Einhaltung des digitalen Erbes in Kultur und Wissenschaft beschrieben, die zur Verankerung einer nationalen Strategie notwendig sind. Hinsichtlich der Datenarchive, die für die langfristige Sicherung digitaler Ressourcen aufgebaut werden müssen, sind die Kriterien für ihre Vertrauenswürdigkeit diskutiert und festgelegt. Erste Schritte zur Verankerung des Themas Langzeitverfügbarkeit in der fachspezifischen Aus- und Fortbildung sind gemacht. Diese erreichten Ergebnisse gilt es jetzt zu bewahren, weiterzuentwickeln und um neue Aspekte zu erweitern. Erfreulicherweise hat wiederum das BMBF Bereitschaft signalisiert, eine zweite Projektphase zu finanzieren. Neben der Fortsetzung und Weiterentwicklung der jetzt vorliegenden Ergebnisse wird ein Schwerpunkt von nestor II die stärkere Ausrichtung und Verknüpfung des Themas Langzeitverfügbarkeit in den e-Science- und D-Grid-Bereich hinein sein, auch dazu werden Sie noch etwas hören. Eine wesentliche
Aufgabe der zweiten Projektphase liegt aber auch darin, die notwendigen
organisatorischen, politischen und finanziellen Voraussetzungen für
das Kompetenznetzwerk zu schaffen, um eine dauerhafte Verankerung des
Themas und der damit verbundenen Aktivitäten in Deutschland zu erreichen.
Deutschland muss es sich wert sein, etwas für die Sicherung und Vermittlung seiner reichhaltigen wissenschaftlichen und kulturellen Überlieferung zu tun. Ute Schwens,
Direktorin des Standortes Frankfurt am Main
Auf dem Weg in die digitale Datenwelt Authentische Quellen für Öffentlichkeit, Forschung und Verwaltung dauerhaft zugänglich zu machen, ist der gesetzliche Auftrag der staatlichen Archive in Deutschland. Das Bundesarchiv übernimmt die Unterlagen der Verfassungsorgane, Behörden, Gerichte und anderen Stellen des Bundes als Archivgut, soweit ihnen "bleibender Wert für die Erforschung oder das Verständnis der deutschen Geschichte, die Sicherung berechtigter Belange der Bürger oder die Bereitstellung von Informationen für Gesetzgebung, Verwaltung oder Rechtsprechung zukommt" (Bundesarchivgesetz § 3). Mit Unterlagen sind dabei keineswegs nur die klassischen Papierakten oder Urkunden gemeint, sondern auch elektronisch erstellte und gespeicherte Aufzeichnungen: Emails und elektronische Akten genauso wie digitale Fotografien oder Geoinformationssysteme. So gelangen schon seit vielen Jahren nicht nur Aktenordner, sondern auch Datenträger ins Archiv. Dort werden die auf ihnen enthaltenen Informationen gesichert und für die Benutzung aufbereitet. Die ältesten im Bundesarchiv archivierten Daten stammen aus dem Jahr 1970. Nach 35 Jahren sind sie noch vollständig lesbar und interpretierbar. 35 Jahre sind für die Zeitrechnung der Informationstechnologie sehr viel. Für Archive ist es eine ausgesprochen kurze Zeitspanne, denn der gesetzliche Auftrag lautet ja "auf Dauer zu sichern und zugänglich zu machen". Diese Aufgabe ist schon bei vom Papierzerfall betroffenen Behördenakten nicht trivial. Bei digitalen Aufzeichnungen, die nicht nur vom Verfall der physischen Speichermedien, sondern auch vom Verlust der logischen Interpretierbarkeit bedroht sind, kommen ganz neue Anforderungen auf die Archive zu. Was heute noch Spezialgebiet einiger Experten ist, wird morgen Arbeitsalltag für viele sein. Dazu müssen Arbeitsprozesse, Methoden und Werkzeuge angepasst werden. Das Bundesarchiv hat diese Herausforderung angenommen, kann sie aber nur im Verbund mit anderen Gedächtnisorganisationen, die vor den gleichen Problemen stehen, bewältigen. Kooperative Strukturen wie nestor, in denen Wissen geteilt und neue Entwicklungen gemeinsam vorangebracht werden, können daher dazu beitragen, das den Archiven, Bibliotheken und Museen anvertraute Kulturgut als Informationspotential der Gesellschaft bestmöglich zugänglich zu machen und über lange Zeiträume verfügbar zu erhalten. Dr. Andrea
Hänger
Monika
Hagedorn-Saupe, Institut für Museumskunde - Die deutsche
Museumslandschaft ist sehr heterogen. Die Größe der einzelnen
Häuser variiert von großen Forschungsmuseen wie dem Deutschen
Museum in München, den Staatlichen Museen Kassel, dem Museum für
Moderne Kunst Frankfurt am Main bis zu Spezialmuseen und heimat- und volkskundlichen
Einrichtungen wie beispielsweise dem Museum Ober-Ramstadt. Um einen
Überblick zu erhalten, inwieweit in Museen Verfahren eingesetzt werden,
die sicherstellen, dass oft nur noch digital vorliegende Informationen
zu den Objekten langfristig verfügbar bleiben, wurde im Rahmen von
nestor eine Befragung von mehr als 1000 deutschen Museen durchgeführt.
Die Antworten belegten, dass in sehr vielen Häusern zwar bereits
digitalisiert wurde, man sich in den meisten Häusern aber der damit
neu entstandenen Problematik, dass nun neben den zu bewahrenden Objekten
auch deren elektronische Dokumentation (und nicht mehr nur die jahrhunderte
- haltende Karteikarte) aufzubewahren sind, nicht bewusst war. (Die Expertise
ist als nestor-Materialien Nr. 2 auf der nestor-Seite verfügbar).
Dies ist ein Fortschritt! Bewahren
lässt er sich allerdings nur, wenn die Arbeit fortgesetzt wird, denn:
Auch wenn in einzelnen Häuser über Langzeitarchivierung digitaler
Informationen diskutiert und nachgedacht wird, geschieht dies bisher noch
unsystematisch und ist oft insbesondere in der Direktionsebene und bei
den Trägern der Museen noch nicht als zwingende Aufgabe erkannt.
Die in nestor erprobte und für nestor II auszubauende Vernetzung
von Erfahrungen aus Museen, Bibliotheken und Archiven und das Bemühen
um kooperative Lösungen muss uns in die Lage versetzen, trotz knapper
finanzieller Ressourcen, das Wissen um unsere Vergangenheit auch für
spätere Generationen zu erhalten.
In seinem
strategischen Positionspapier "Information vernetzen - Wissen aktivieren"
hat das BMBF im Jahr 2002 die Strategien und Ziele der Förderung
einer zukunftsfähigen Infrastruktur für den Zugang zu wissenschaftlicher
und sonstiger bildungsrelevanter Information formuliert. Darin wird die
Notwendigkeit gesehen, ein wissenschaftliches Informationsnetzwerk im
Sinne einer digitalen Bibliothek aufzubauen und den Aktivitäten zur
langfristigen Verfügbarkeit aller Informationen einen hohen Stellenwert
einzuräumen. Internet und World Wide Web (WWW) wurden von der Wissenschaft für die Wissenschaft entwickelt. Sie sind unverzichtbar für den Zugang zum weltweiten Wissen und für die Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forschern. Das hervorragende Gigabit-Internet des Deutschen Forschungsnetzes bildet aber erst den Anfang einer Entwicklung, in der Netze und Anwendungen zu neuartigen Arbeitsumgebungen verschmelzen - GRID-Computing und e-Science heißen die Schlüsselworte der Internetzukunft. Die Entwicklung dieser Zukunftstechnik muss jetzt begonnen werden. Ziel ist die Entwicklung virtueller Wissensumgebungen, in denen die wissenschaftlichen Nutzer dynamisch auf umfassende Datenbestände, Visualisierungen und wissenschaftliche Informationen aller Art zurückgreifen können. Damit sind auch künftig grundlegende Herausforderungen an die Entwicklung der wissenschaftlichen Informationsversorgung in Deutschland gestellt. Der schnelle Transfer von Forschungsergebnissen sowie die Aufbereitung und Verfügbarkeit relevanter wissenschaftlicher Informationen sind wichtige Faktoren zur Beschleunigung des Wissenstransfers. Neben der konventionellen Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse als Produkt wird sich der gesamte Prozess der Generierung, Verarbeitung, Verbreitung und Archivierung von Wissen grundlegend ändern. Die neuen
dynamischen Formen des wissenschaftlichen Arbeitens erfordern innovative
Informationsinfrastrukturen und Dienstleistungen für wissenschaftliche
Kommunikation, Information und Publikation. Das BMBF hat deswegen bereits
im Herbst 2005 die e-Science Initiative in Deutschland gestartet. Zum
1. September 2005 haben fünf Community-Projekte und das D-Grid-Integrationsprojekt
im Rahmen des D-Grid-Verbundes begonnen, eine nachhaltige Grid-Infrastruktur
in Deutschland aufzubauen. Die konsequente Verzahnung und Vernetzung der groß angelegten, oben beschriebenen Initiative mit dem Kompetenznetzwerk nestor zur nachhaltigen und langfristigen Archivierung von wissenschaftlichen Objekten ist Ziel des Projektes. Neben den
Aktivitäten in nestor wird seit Mitte 2004 vom BMBF auch die Entwicklung
eines Langzeitarchivierungssystems gefördert, kopal (http://kopal.langzeitarchivierung.de). Der technische
Betrieb des Langzeitarchivs ist bei dem Rechenzentrumspartner Gesellschaft
für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG) angesiedelt.
Der Entwicklungspartner IBM Deutschland GmbH ermöglicht eine professionelle
Anpassung der Softwarekomponenten und bietet eine langfristige stabile
Unterstützung. Neben dem Projekt kopal gibt es in Deutschland auch Ansätze, existierende Systeme wie Fedora (www.fedora.info) oder dSpace (www.dspace.org) zu einem Langzeitarchivierungssystem auszubauen. Auch ArchiSafe (www.archisafe.de/s/archisafe/index) versteht sich als ein solches technisches System. Im Rahmen des Projektes wurden die Grundlagen für eine kostengünstige und skalierbare elektronische Archivlösung definiert und in Form eines Pilotsystems realisiert. Vergleichbare
Entwicklungen lassen sich auch im internationalen, insbesondere im europäischen
Umfeld beobachten. Diese zeigen, dass der Bedarf nach technischen Lösungen
für die langfristige Archivierung digitaler Objekte zunehmend erkannt
und eine Umsetzung bereits begonnen wird. Um die Risiken des Verlustes von kulturellem Erbe in digitaler Form zu minimieren, ist es deshalb notwendig auch in Kooperation auf europäischer Ebene digitale Speichermedien ständig zu warten und immer wieder neue Technologien und Prozesse einzusetzen. Die Risiken beginnen dabei bereits bevor eine digitale Aufzeichnung angelegt wird und dauern über deren gesamten Lebenszyklus an. Die Erhaltung digitaler Daten ist dabei jedoch auf europäischer Ebene ein zu großes Problem, als das es von einzelnen Institutionen oder Sektoren alleine adressiert werden könnte. Aufbauend auf den erfolgreichen vorausgegangenen Arbeiten des europäischen Projektes ERPANET sind deshalb derzeit weitere Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene geplant und in Vorbereitung um das digitale Erbe Europas zu erhalten. Zu diesen
Aktivitäten zählen u.a. die Bündelung von Einrichtungen
zur Koordination von Expertenwissen aus dem akademischen Bereich, Kultur-
und Gemeinwesen, und verschiedener Industriebereiche Europas. Auch hier
können die in nestor erzielten Ergebnisse einen wesentlichen Beitrag
leisten. DPE adressiert dabei zunächst primär den Bedarf nach Koordination, Kollaboration und Konsistenz zwischen den aktuellen Aktivitäten auf nationaler und europäischer Ebene, um die effektive Erhaltung digitaler Materialien sicherzustellen. Die einzelnen Projektpartner innerhalb von DPE und nestor leisten dabei Arbeiten, um das Profil digitaler Archive zu verbessern; um die Fähigkeiten der Mitgliedsstaaten zu fördern, zusammenzuarbeiten, um die Wertigkeit digitaler Archive in ganz Europa zu steigern; Redundanz zu minimieren durch die bereichsübergreifende Kollaboration; überprüfbare, zertifizierbare Standards für digitale Archive zu wählen und einzuführen; die Entwicklung von Fähigkeiten durch Training zu fördern; relevante Forschungskoordination und -kollaboration zu ermöglichen; Forschungsagendas und Roadmaps zu entwickeln und zu fördern; Bürgern und Spezialisten zu helfen, ihre Rolle und Wichtigkeit in der digitalen Archivierung des Europäischen Kulturerbes in ihrem Leben und ihrer Arbeit zu erkennen. Der Erfolg von nestor im Kontext von DPE wird somit auch auf europäischer Ebene zu der Schaffung und Sicherung eines geteilten Wissens über Prozesse, Synergien der Aktivitäten, Systeme und Techniken für die sichere Langzeitarchivierung der Inhalte digitaler Archive beitragen. Prof. Dr.-Ing.
Matthias L. Hemmje
Antwortabschnitt (bitte nur Zuschriften von Journalisten) - bitte per Fax 069/71 03 43 46 oder E-Mail an nestor@mpr-frankfurt.de oder mit der Post an mpr marketing
public relations
( ) Bitte
informieren Sie mich zukünftig über Aktivitäten des nestor-Projekts
(bitte nur Zuschriften von Journalisten; andere Interessenten wenden sich
bitte an die E-Mail-Adressen auf www.langzeitarchivierung.de
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